Auf der Suche nach einer ordentlichen Kaffeemühle bleibt früher oder später jeder an der Comandante Handmühle hängen. In Deutschland entwickelt und produziert, hübsch anzuschauen und – glaubt man Forenbeiträgen und Social-Media-Posts – die einzig wahre Handmühle. Aber halt auch teuer. Ist sie’s wirklich wert? Hier teilen wir unsere langjährigen Erfahrungen mit der Comandante C40.
Muss ich meinen Kaffee überhaupt selber mahlen?
Fangen wir mal ganz von vorn an: Eine Kaffeebohne hat je nach Sorte ca. 1-3 cm² Oberfläche, an der sie oxidiert, d. h. mit Sauerstoff reagiert und altert. Beim Mahlen multipliziert sich diese Oberfläche drastisch und gemahlener Kaffee altert daher deutlich schneller als ganze Bohnen. Zunächst verliert er nur sein Aroma, aber mit der Zeit führt die Oxidation der lipiden Bestandteile sogar zu einem deutlich ranzigen Geschmack.
Frisch gemahlen muss jedoch nicht immer besser sein: Wenn ihr nur eine sehr schlechte Mühle habt und den Kaffee binnen weniger Tage verbraucht, wird es in der Regel zu einem besseren Ergebnis führen, wenn wir den Kaffee auf unserer Ladenmühle für euch mahlen. Eine gute Mühle lohnt sich also.
Aber was macht eine Mühle eigentlich zu einer guten Mühle? Hier gibt es verschiedene objektive und subjektive Kriterien, die wir uns kurz anschauen und anhand derer wir uns eine Meinung zur Comandante C40 bilden wollen.
Das Mahlergebnis der Comandante C40 im Vergleich zu anderen Mühlen
Die Qualität einer Mühle bemisst sich zuallererst daran, wie gleichmäßig ihr Mahlgut ist. Das bedeutet: Die Partikel sollen alle möglichst gleich groß sein und dazwischen möglichst wenig Staub. Die Größe und Beschaffenheit der einzelnen Kaffeekörner bestimmt nämlich, wie schnell sie extrahiert werden, d. h. wie schnell die löslichen Bestandteile vom gemahlenen Kaffee in das heiße Wasser übergehen.
Um ein möglichst harmonisches Ergebnis in der Tasse zu haben, ist es wichtig, dass dieser Prozess bei allen Kaffeepartikeln möglichst gleichmäßig stattfindet und nicht einige feiner gemahlene Partikel überextrahieren, während andere, gröbere, unterextrahieren. Denn: Überextraktion schmeckt bitter, Unterextraktion schmeckt sauer. Mit einer schlechten Mühle, die eine breite Partikelverteilung aufweist, findet beides gleichzeitig statt und der Kaffee wird sowohl sauer als auch bitter. Nochmal: Eine gute Mühle lohnt sich also. Denn nur so könnt ihr den sweet spot zwischen Säure und Bitterkeit finden und euren Kaffee optimal extrahieren.
Und hier hält die Comandante, was sie verspricht: Das Mahlgut kann sich wirklich mit Mühlen messen, die das Zehnfache kosten, und in ihrem Preissegment sucht sie nach wie vor ihresgleichen. Das Ergebnis in der Tasse ist klar und definiert, und die Extraktion lässt sich präzise steuern.
Wieso ist die Comandante besser als andere Mühlen?
Der Kern jeder Mühle ist ihr Mahlwerk und seine Lagerung. Bei den allermeisten Mühlen werden Standardmahlwerke zugekauft und verbaut, deren Anwendungsgebiet möglichst breit sein soll. So landet in einem Großteil der Handmühlen, die in Vergleichen mit der Comandante oft zitiert werden, beispielsweise ein Kegelmahlwerk, das auch in zahllosen Haushalts-Espressomühlen zum Einsatz kommt und weder für Filterkaffee, helle Röstungen noch die niedrige Drehzahl einer Handmühle gedacht ist. In richtig günstigen Mühlen kommen gar die gleichen Keramik-Kegel wie in Pfeffermühlen zum Einsatz, über deren Eignung für Specialty Coffee wir an dieser Stelle denkbar wenig Nettes zu sagen hätten.
Das NITRO BLADE® Mahlwerk der Comandante C40 hingegen „wurde speziell für handbetriebene und staubarme Vermahlung entwickelt. Die Mahlwerksgeometrie von NITRO BLADE® wurde über Jahre optimiert und liefert in der heutigen Ausführung überragende Mahlergebnisse“, so Comandante. Es besteht aus einem „speziellen, patentierten Sonderedelstahl, der besonders rostfrei, robust und extrem abriebfest und schnitthaltig ist.“ Außerdem wird es entlang der gesamten Achse sauber stabilisiert, sodass das Mahlwerk nicht eiert. Auch nach Jahren nicht.
Statt an dieser Stelle auf detaillierte Vergleiche zu anderen Mühlen einzugehen, genügt vielleicht folgende simple Tatsache: Bei sweet spot kaffee arbeiten derzeit 7 Baristas, die im Laufe ihrer privaten Kaffee-Karriere insg. 33 Mühlen ihr Eigen nannten. Heute sind es noch 11. Davon 7 Comandantes.
Handhabung und Benutzerfreundlichkeit der Comandante
Neben der blanken Qualität des Mahlguts ist natürlich die Handhabung entscheidend für die Qualität einer Kaffeemühle. Hier glänzt die Comandante C40 ebenfalls.
- Das hübsche Holzfurnier macht die Comandante nicht nur ästhetischer als die Konkurrenz aus Metall oder Plastik, sondern auch deutlich angenehmer anzufassen.
- Der große Knauf sorgt für einen guten Grip und entspanntes Kurbeln. Der Kraftaufwand hält sich in Grenzen.
- Dank runder Kurbel ist auch gelegentliches Abrutschen, das bei jeder Handmühle mal vorkommt, völlig schmerzfrei – anders als bei kantigen Mitbewerbern mit kleinen Knäufen.
Daneben gelten die üblichen Vorteile einer Handmühle gegenüber elektrischen Mühlen:
- Sie lässt sich nach Benutzung verräumen und nimmt keinen wertvollen Platz in der Küche weg.
- Man kann die gewohnte heimische Kaffee-Qualität auch auf Reisen genießen.
- Der Totraum (Reste vom zuletzt gemahlenen Kaffee) ist praktisch 0, sodass ihr völlig verlustfrei verschiedene Kaffees nacheinander mahlen und zubereiten könnt.
- Sie ist extrem leicht zu reinigen und quasi unzerstörbar. Da sowieso kaum Kaffee in ihr zurückbleibt, genügt es im Alltag, das Mahlwerk unten mit einem kleinen Pinsel gelegentlich abzubürsten. Dann und wann kann man sie in wenigen Minuten zerlegen und gründlich reinigen.
Der einzige wirkliche Nachteil gilt natürlich auch: Man muss den Kaffee halt von Hand kurbeln, was bei allem Komfort der Comandante bei größeren Mengen von 30g und mehr oder sehr feinen Mahlgraden wie z. B. für Espresso je nach persönlicher Frustrationstoleranz auch mal nerven kann…
Elektrische Alternativen zur Comandante C40
Solltet ihr also regelmäßig größere Kannen Kaffee brühen und 30g oder mehr auf einmal mahlen, solltet ihr euch überlegen, ob ihr die 2-3 Minuten Kurbeln in Kauf nehmen wollt. Falls ja, raten wir auch dann noch klar zur Comandante. Den Vergleich mit sämtlichen anderen Handmühlen hat sie für uns über die Jahre hinweg immer wieder deutlich gewonnen.
Für manch einen kommt jedoch auch noch so komfortable Kurbelei als erste Tätigkeit nach dem Aufstehen nicht in Frage. Im Bereich Filterkaffee gibt es mit dem Fellow ODE Brew Grinder mittlerweile eine qualitativ ebenbürtige elektrische Alternative zu einem vergleichbaren Preis und mit kleinem Footprint. Falls ihr hauptsächlich Espresso macht, haben wir mit der Varia VS3 2. Generation kürzlich den unserer Meinung nach deutlich besten Deal ins Programm aufgenommen. Zu beiden Mühlen folgen noch ausführlichere Beiträge!
Eignet sich die Comandante C40 für Espresso?
… und für Espresso? Im Grunde eignet sich die Comandante C40 hervorragend für Espresso. Das Mahlgut glänzt gerade bei hellen Röstungen auch im Siebträger, die Shots schmecken klar und definiert. Der Workflow ist auch nicht komplett abwegig, da das Kurbeln auf jeden Fall leichter von der Hand geht als mit jeder anderen Handmühle, mit der wir es bisher probiert haben. Außerdem passt das Glas der Comandante C40 perfekt auf jeden Standard-58mm-Siebträger und fungiert somit als praktische Dosierhilfe ohne jede Sauerei.
Zwei Schwächen hat sie jedoch in Sachen Espresso:
- Der Kraftaufwand für 18g auf Espresso-Mahlgrad kann mit manchen hoch gewachsenen, hell gerösteten Kaffees schon ins Sportliche gehen. Gerade wenn der Mahlgrad dann doch nicht gestimmt hat, der Shot nicht gut lief, und man von vorn anfangen muss, wünscht man sich bisweilen schnell doch eine elektrische Espressomühle.
- Die Mahlgradverstellung per Klicks wird im Espresso-Bereich von 8-12 Klicks etwas grobschlächtig. Comandante bietet hierfür den Aufrüstkit „Red Clix“ an, mit dem man die Einstellungen glatt verdoppelt: Damit dann kann’s wiederum nervig werden, Filterkaffee auf z. B. 48 statt 24 Klicks einzustellen und mitzuzählen.
Alles in allem: Für Espresso kaufen würden wir sie nicht – für Espresso verwenden schon. Gerade wenn ihr nur gelegentlich den ein oder anderen Shot mit der Comandante ziehen wollt, und sie z. B. als zweite Espressomühle für besondere Kaffees einsetzen wollt, eignet sie sich durchaus auch für die Anwendung mit dem Siebträger. Für regelmäßige morgendliche Frühstücks-Cappus für die ganze WG oder Familie wird’s schwierig. Wenn Espresso die primäre Anwendung sein soll, empfehlen wir die Varia VS3 2. Generation.
Unser Fazit:
Ihr seht: Eine Mühle für alles wird schwierig… aber zumindest in Sachen Tassenqualität kann die Comandante als eine von sehr wenigen Mühlen von sich behaupten, alles auf höchstem Niveau zu können.
Für Filterkaffee-Enthusiasten ist die Comandante C40 eine klare Empfehlung, trotz ihres stolzen Preises. Denn bessere Kaffeevermahlung für weniger Geld gibt es nicht und vergleichbar gute für vergleichbares Geld auch kaum.
Die Comandante 40 ist eine dauerhafte Lösung für alle, die gern verschiedene Kaffees trinken, überwiegend für 1-2 Personen Kaffee brühen und keine Kompromisse in Sachen Qualität eingehen wollen.
Das erklärt auch nach einigen Jahren noch den Erfolg der Comandante C40.
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