Unser sweet standard: Espresso für alle!

Wir waren kürzlich mal wieder bei unserem Freund und Hausröster Johannes Bayer, um den neuen Kaffee für unseren sweet standard auszusuchen – unseren hell gerösteten Haus-Espresso. Es ist der mittlerweile zehnte und zweifelsohne beste Kaffee, der diesen Slot bisher gefüllt hat. Daher dachte ich mir, wir nehmen das kleine Jubiläum zum Anlass, unsere Zusammenarbeit mit Johannes Bayer und die Idee hinter unserem „Haus-Espresso“ zu reflektieren.

Die Origin Story

Wir arbeiten schon seit unserer Gründung mit Johannes Bayer zusammen. Das liegt zum Teil schlicht daran, dass wir uns mittlerweile schon eine ganze Weile lang kennen. Ich habe 2018, während der Planungsphase von sweet spot kaffee, noch als Barista im Standl 20 gearbeitet, dem Coffee Shop von Johannes Bayer und seinem Geschäftspartner Paul von Tettenborn. Zeitweise durfte dort sogar die Kees van der Westen Spirit stehen, mit der wir später den Laden am Viktualienmarkt eröffnet haben und die heute in der Reichenbachstr. 38 steht.

Markus und Johannes Bayer im Standl 20, September 2018

Ganz abgesehen davon ist Johannes aber auch nicht nur meiner Meinung nach einfach einer der besten Kaffeeröster des Landes. Damals, als Specialty Coffee in Deutschland noch kein allgemein bekannter Begriff war, war sein Kaffee in London und Prag einfacher zu finden als in München. Obwohl ich also fest entschlossen war, ein Multi-Roaster-Konzept zu starten, wollte ich trotzdem fest mit JB zusammenarbeiten. Ich wusste damals nur noch nicht, wie genau das aussehen würde…

Die entscheidende Tasse Kaffee

Wie so oft kam die Idee dann bei einer Tasse Kaffee. Diesmal war es allerdings erst eine eher schlechte. Ich stand in einem der auch heute noch besten und renommiertesten Kaffeeläden Europas und bestellte einfach nur einen Espresso. Ohne mich als Kaffeenerd zu erkennen zu geben. Und ich bekam auch einfach nur einen Espresso. Und zwar einen wirklich einfachen, wie ich ihn in jedem anderen Laden, der seine Maschine halbwegs putzt (zugegeben, das sind nicht so viele…) auch bekommen hätte.

Als der Inhaber mich am Kaffee riechen und ihn bewusst trinken sah, fragte er sofort – als wäre das nicht das erste Mal – ob ich nicht lieber den anderen Kaffee möchte. Hätte er gewusst, dass ich mich auskenne, hätte er gleich gefragt. Ich nahm noch mit dem ersten Schluck des mittelmäßigen Haus-Espressos dankend an und er machte sich daran, mit viel Liebe, Mühe und mehreren Versuchen, seiner EK43 einen wirklich leckeren Shot gewaschenen Äthiopien abzuringen.

Als ich die Tasse unter strenger Beobachtung fertig getrunken hatte und zurückbrachte, fragte ich, warum der Haus-Espresso denn so vergleichsweise unspektakulär sei. Er antwortete nur kurz, dass er den fruchtigen Kaffee nicht jedem zumuten wolle, bevor er sich um die lange Schlange an Leuten kümmern musste, die sich zwischenzeitlich angestaut hatte.

Mir war sofort klar: So soll das in meinem Laden dann irgendwann mal nicht sein. Man soll nicht schon Nerd sein und sich als solcher outen müssen, um das gute Zeug zu kriegen. Aber irgendwo hatte er vermutlich auch einen Punkt. Ich brauchte also einen Standard-Espresso, der für alle funktioniert; der Anfänger nicht überfordert oder abschreckt und Kaffee-Nerds nicht langweilt. Und hinter dem ich wirklich stehen kann.

Vom Blend zum heutigen sweet standard Espresso

In den ersten Monaten war unser sweet standard ein Blend, wie man ihn heute in vielen Läden in München von JB kriegt: viel lecker Brasilien, dazu ein bisschen fruchtiger Kaffee aus dem Lineup von JB. Das war zwar wirklich solide, mir aber zu wenig eigen. Und ich wollte einen Haus-Espresso haben, der wirklich auf Augenhöhe mit den Spitzenlots aus aller Welt auf unserer zweiten Mühle ist, und über den wir genau so reden können, wie über jeden Gastkaffee daneben.

Als unser Volumen dann so langsam nennenswerte Größenordnungen annahm, bot JB uns daher an, komplett eigene Kaffees für sweet spot kaffee zu beschaffen und alle 3-4 Monate zu wechseln. Unser Standard-Espresso war seitdem kein Haus-Espresso mehr wie jeder andere, sondern saisonaler, Single Origin Specialty Coffee. Und dieser neue, mittlerweile zehnte Kaffee, das Kolumbien Caicedo Community Lot setzt wieder neue Maßstäbe.

Vier Samples stehen bereit zur Blindverkostung

Immer einen drauf

Während dieser Beitrag entsteht, sind die letzten paar Bohnen der 1,4 Tonnen des fantastischen Guatemala washed Finca San Lorenzo washed in unseren Hoppern, der so beliebt bei euch war, dass wir nach nur knapp drei Monaten schon auf der Suche nach Ersatz waren. Und wir haben ihn gefunden!

Lisa bereitet das Cupping vor

Wenn du ein aufmerksamer Leser unseres Newsletters oder sonstwie mit unserer Arbeit vertraut bist, weißt du vmtl. bereits: Kolumbien ist meine Lieblings-Origin. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis unser sweet standard ein Kaffee aus Kolumbien wurde – jetzt ist es so weit.

Die Auswahl fiel uns leicht: Das Caicedo Community Lot kommt von 9 Kleinbauern mit je weniger als 1ha Land auf atemberaubenden 2.200hm. Es besteht aus Caturra sowie der weit unterschätzten Variedad Colombia und schmeckt wirklich einfach fantastisch.

cupping room bei johannes bayer
Das Team diskutiert im Cupping Room von Johannes Bayer über Tasting Notes

Mir wurde, kurz bevor ich mich an diese Zeilen setzte, von einer Mitarbeiterin nochmal eine Tasse Filterkaffee blind vorgesetzt und ich dachte zuerst, es würde sich um einen deutlich teureren Kolumbien handeln, von dem wir gerade auch ein Sample bekommen haben, das ich danach probiert habe und anhand dieses Vergleichs eher nicht kaufen werde. Das Sample ist schon (sehr) gut, aber ehrlich: Der hier ist besser. Und das beinahe zum halben Preis.

Das Bohnenbild des Caicedo Community Lots ist herausragend

In der Tasse: Orangen und Haselnüsse, aber auch noch viel mehr. Er bleibt dem ausgewogenen Profil des sweet standard treu, setzt dabei in puncto Qualität und Komplexität aber wieder einen drauf. Und er ist eben genau das, was unser sweet standard sein soll: Espresso für alle.

Wir freuen uns auf dein Feedback, egal ob dir eine Tüte davon nach Hause holst, oder ob du einen Cappuccino bei uns im Laden trinkst!

Am Ende hatten wir vielleicht doch ein bisschen zu viel Kaffee
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